Die 1941 in Casablanca geborene und dort im September 2022 verstorbene Kämpferin für Menschen- und Frauenrechte engagierte sich seit Jahrzehnten vor allem für die Rechte von ledigen, bzw. alleinerziehenden Müttern und ihrer Kinder, die in der marokkanischen Gesellschaft geächtet werden. Im Jahr 1985 gründete sie die Association Solidarité Féminine (ASF), die sich für die Rechte alleinstehender Frauen und verlassener und ausgesetzter Kinder einsetzt. Die ASF bietet Ausbildungs- und Alphabetisierungskurse an, um alleinstehenden Müttern und Vergewaltigungsopfern, die oft von ihren Familien verstoßen werden, finanzielle und berufliche Unabhängigkeit zu ermöglichen. Verlassenen und ausgesetzten Kindern gab Aïcha Ech-Chenna ein Zuhause und Bildungsmöglichkeiten.
Nachdem sie sich offen zu Inzest und alleinerziehenden Mütter geäußert hatte, sprachen radikale Kreise eine Fatwa gegen sie aus. Ihr wurde vorgeworfen „Prostitution“ (außerehelichen Sex) zu fördern. Weil sie trotzdem mutig auf die oft verschwiegenen Bereiche der Gesellschaft hinwies, wurde sie auch Mutter Courage genannt.