Die 1973 geborene und 2016 in ihrem Haus von mehreren Bewaffneten ermordete honduranische Menschenrechts- und Umweltaktivistin Cáceres gehörte zum Volk der Lenca und war stolz auf ihre indigenen Wurzeln. 1993 gründete sie mit Genoss*innen und weiteren Organisationen den Rat der popularen und indigenen Organisationen in Honduras (COPINH). Sie engagierte sich gegen große Bergbauprojekte und Wasserkraftwerke, die indigene Gemeinden enteigneten, vertrieben und ihre Umweltrechte verletzten – das heißt ihr Recht auf selbstbestimmte Verwaltung der Gemeingüter in einem ausgewogenen Verhältnis zur Natur. Für Cáceres bedeutete Nachhaltigkeit, konsequent das Leben zu verteidigen: im Wasser, im Boden und in den Gemeinden. Sie ging hartnäckig gegen illegale Rodungen, Großplantagen, multinationale Konzerne und Staudammprojekte vor, die die Nahrungs- und Wasserversorgung der Gemeinden gefährdeten. Das Leben zu verteidigen bedeutet in diesem Kontext auch, Land und Territorium zu verteidigen. Feminist*innen aus indigenen Gemeinden in Zentralamerika und der Andenregion setzen dies mit demKörper in Beziehung: Die Umweltrechte indigener Völker einzufordern heißt zugleich, das Recht auf den eigenen Körper als selbstbestimmtes « Territorium » zu behaupten, ein Territorium, das wie Mutter Erde nicht nach Belieben ausgebeutet, geplündert und missbraucht werden darf, das der Kontrolle der Frauen untersteht und nicht etwas permanent Verfügbares ist. Cáceres’ ökologischer Ansatz verbindet verschiedene emanzipatorische Anliegen: Die Erhaltung natürlicher Ressourcen, soziale Gerechtigkeit, Geschlechtergleichstellung und die Rechte indigener Völker bilden eine Einheit, da jede Verletzung in einem dieser Bereiche
Konsequenzen für die anderen hat. Nur diese intersektionale Perspektive kann den verschiedenen Formen von Herrschaft effektiv etwas entgegensetzen.