Meena Keshwar Kamal

„Meena“ wurde 1957 in Kabul geboren. Das Leben in einer paschtunischen Mittelklasse-Elite im urbanen Kabul bot Meena zunächst Schutz und gesellschaftliche Bildungsmöglichkeiten. Nach Angaben der Weltbank lag die Alphabetisierungsrate von afghanischen Frauen ab 15 Jahren 1979 bei 5 %. Als Jurastudentin an der Universität Kabul wurde sie Teil einer lebendigen linken Protest- und Aktivist*innengemeinschaft. Um den Feminismus nicht zum zweitrangigen, sondern zum untrennbaren Bestandteil des Klassenkampfes zu machen, gründete Meena mit fünf anderen Kommiliton*innen die Organisation RAWA (Revolutionary Association of the Women of Afghanistan). Ziel war die Förderung und Gleichberechtigung der afghanischen Frauen. Ihre

Alphabetisierung war ein Motor der Veränderung, um Formen der Überschneidung von Ungleichheit und Gewalt zu beseitigen. Die politische Mobilisierung durch Bildung der Frauen ist einer der Hauptgründe, weshalb Meena heute fast einen messianischen Stauts erreicht hat.

Ab 1981 gab Meena die zweisprachige feministische Zeitschrift Payam-e-Zan (Botschaft der Frauen) heraus. Im Mittelpunkt stand die Geschichte des Kampfes der afghanischen Frauen um soziale Anerkennung und Gleichberechtigung in Verbindung mit der Geschichte der physischen und kulturellen Zerstörung des Landes durch verschiedene Invasionen und Kriege. Meenas Arbeit ist geprägt von der Erfahrung sozialer und politischer Marginalisierung, die in der komplexen Geschichte von Imperialismus, Kolonialismus, Kapitalismus, Klasse und Geschlecht begründet ist. Für Meena war es damals der Kampf gegen den Fundamentalismus und gegen das regierende „russische Marionettenregime“. Dadurch machte sie sich viele Feinde und wurde 1987 in Quetta, Pakistan, ermordet. Manche sagen, dass es der afghanische Geheimdienst war, andere vermuten hinter den Tätern die Mudschaheddin. Nach Meenas Ermordung setzte RAWA ihre Arbeit fort und ist auch heute noch sehr aktiv. Jahrelang hatte RAWA sich gegen die US-Besetzung ausgesprochen und davor gewarnt, dass unter falschen politischen Vorwänden Bedingungen geschaffen werden, unter denen extremistische Organisationen und ihr Gedankengut gedeihen können.