Milly Witkop

Milly Witkop(-Rocker), geboren 1877 in der Ukraine, gestorben 1955 in New York, war eine jüdische Anarcho-Syndikalistin, feministische Schriftstellerin und Aktivistin. In den 1920er Jahren besuchten Aktivistinnen der Freien Arbeiter-Union Deutschlands (FAUD) proletarische Familien und versuchten, Mütter, Heimarbeiterinnen und Dienstbotinnen entlang alltagsnaher Themen wie Gesundheit und Hygiene, Ernährung, Körperpflege und Empfängnisverhütung politisch zu schulen und in Frauenbünden zu organisieren. Anders als die sozialistischen und gewerkschaftlichen Organisationen konzentrierte sich die anarchosyndikalistische Agitation auf den Ort, wo Frauen hauptsächlich anzutreffen waren: die Sphäre der häuslichen Arbeit. Doch auch ihre öffentlichen Veranstaltungen zum Thema Gebärstreikwaren gut besucht. Die Anarchosyndikalist*innen wollten einerseits Geburtenplanung und Antimilitarismus politisch verknüpfen, andererseits Erotik und Fortpflanzung familiär entkoppeln – zugunsten einer freieren Sexualität. Witkop war noch klarer als manche ihrer Mitstreiter*innen: Niemand, nicht der Staat und auch nicht der eigene Ehemann, dürfe einer Frau diktieren, ob und wie viele Kinder sie bekomme. Ihren Sohn nannte sie Femin.